Wie wird ein Biofilter richtig gestartet?
Hemmschicht
Füllkörper aus Kunststoff haben produktionsbedingt eine Art Hemmschicht, welche die Anhaftung und damit Ansiedlung von Bakterien erschwert. Das sind prinzipiell keine guten Voraussetzungen für ein Biofiltermedium. Durch verschiedene Maßnahmen kann die Hemmschicht modifiziert werden, darunter fällt die mechanische Bearbeitung in einem Betonmischer mit Sand oder die chemische Bearbeitung mit Kaliumpermanganat, Chlordioxid oder Peressigsäure.
Material
Schwarze Füllkörper aus Recylingmaterial wurde im Versuch signifikant schneller besiedelt als weiße Neuware. Weißes Material wird als trinkwassergeeignet freigegeben, was für den Koiteich jeden keinen praktischen Unterschied macht. Wird ein optischer Indikator gewünscht kann schwarzem Material eine handvoll weißes beigegeben werden. Bei Pond Wheelys ist dies nicht notwendig, da der Biofilm einfach in den Gittern zu erkennen.
Bewegung
Eine starke Bewegung des Biomedium hat sich in der Startphase als negativ erwiesen. Ist die Nitrifikation voll im Gang, kann stark bewegt werden.
Sauerstoff
Starke Sauerstoffübersättigungen können die Nitritfikation beim Start behindern. Im Kläranlagen funktioniert Nitrifikation bereits bei geringen Sauerstoffgehalten von 2 mg/l erfolgreich, bei denen der Koi nicht lebensfähig wäre. Die maximale Nitrifikationsleistung wurde ab 80% Sauerstoffsättigung erreicht. Empfohlen werden in der Einlaufphase etwa die gleichen Sauerstoffbedingungen, wie sie sich später im eingelaufenen System befinden. Hinweis: für die Reaktion zu Nitrat werden pro 1 mg Ammoniumstickstoff 4,57 mg Sauerstoff verbraucht.
Bakterienfutter
Bakterien brauchen Futter, daher sind z.B. Fischausscheidungen oder zugesetzter Harnstoff im Wasser erforderlich. Nitrifikanten wachsen ab ca. 2 mg/l NH4-N (Ammonium-Stickstoff) mit maximaler Geschwindigkeit. Eine höhere Konzentration bringt keinen höheren Umsatz. Bei hohen Dosen ab etwa ca. 10 mg/l NH4-N tritt eine Hemmung der Nitritfikation ein.
Karbonathärte (KH)
Karbonathärte leistet als Kohlenstoffquelle einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der nitrifizierenden Bakterien. Es wird daher ein KH von mindestens 5°dH empfohlen. Besonders gute Resultate wurden bei einer Aufhärtung mit Natron auf 11 bis 14°dH erzielt. Ist die Nitrifikation etabliert, kann bei dieser Methode KH langsam wieder zurückgefahren werden.
Nitrit
Nitrit entsteht im Neuteich überlicherweise im Laufe der Zeit, wenn die erste Stufe der Nitrifikation, die Ammoniak oxidierende Bakterien (AOB), arbeiten. Wenn Nitrit vorhanden ist, können sich die Nitrit oxidierenden Bakterien (NOB) vermehren. Die Vermehrung ist zudem bei NOB deutlich langsamer als bei AOB. Wird dagegen Nitrit gleich zum Beginn des Filterstarts hinzugegeben, verkürzt dies die Etablierung der NOB und somit die Einlaufzeit des Gesamtsystems.
Nitrat
Nitratgehalte von 500 mg/l und mehr behindern die Nitrifikation. Diese Werte sind jedoch für Koiteiche nicht relevant.
Temperatur
Unter 5°C findet keine Nitrifikation statt, bereits ab 12°C verlangsamt sich die Nitrifikation deutlich. Der optimale Temperaturbereich wird bei 28-36°C gesehen. Dieser Bereich wird jedoch an Koiteichen normalerweise nicht erreicht. Im Frühjahr, wenn vermehrt Biostufen eingefahren werden (z.B. nach dem Teichbau), herrschen üblicherweise noch niedrige Temperaturen, was sich negativ auf die Einlaufzeit auswirkt. Nitrifikanten benötigen zum Wachstum mindestens 10°C bei pH 7,2 bis 8,0.
Restart
Ein Restart von bereits besiedeltem Material geht meist schneller als ein Neustart, da die Hemmschicht schon verändert wurde.
Vermehrung
Die Teilungsrate der nitrifizierenden Bakterien ist gering, bei 25°C teilen sie sich nur ca. alle 20 Stunden. Deshalb dauert es bei 25°C unter optimalen Bedingungen ca. drei Wochen bis die Nitrifikation im Gang ist.
Ozon
Ozon oxidiert Nitrit zu Nitrat. Dadurch fehlt den Nitrit oxidierenden Bakterien (NOB) entsprechende Nahrung. Die Empfehlung lautet daher den Ozongenerator in der Einlaufphase aus zu lassen.
UVC
Bakterien am Füllkörper bleiben zwar vom UV-Licht in einer anderen Kammer unberührt, jedoch können bei entsprechender UVC-Leistung die im Wasser vorhandenen Bakterien abgetötet weden. Diese fehlen dann für den Einbau in den Biofilm. Durch die UVC werden die mikrobiologischen Verhältnisse verändert. Dies wird eher zu Ungunsten der Nitritverbraucher sein, muss aber nicht zwangsweise. Die Auswirkungen hängen stark von den Wasserparametern und der UVC selbst ab. Die Empfehlung lautet daher die UVC in der Einlaufphase aus zu lassen.
Wasserwechsel
Wasserwechsel bringt verschiedene Aspekte mit sich und kann in Maßen durchgeführt werden. Ein Wasserwechsel verdünnt das Teichwasser und damit meist auch benötigte Stoffe wie Bakteriennahrung, KH, Eisen, Phosphat, usw. Anderseits kann ein Wasserwechsel in manchen Fällen das Wachstum der nitirifizierenden Bakterien sogar anregen. Ein üblicher Wasserwechsel von 10% des Teichinhalts wöchentlich kann daher auch in der Einlaufphase als Richtwert verwendet werden.
Zeitbedarf
Die Startphase eines Biofilters bis zu seiner vollen Leistung benötigt durchschnittlich ein bis zwei Monate. Dabei ist zu berücksichtigen, daß keine Hinderungsgründe wie zu tiefe Temperatur, fehlendes Bakterienfutter, usw. vorliegen dürfen. Mit den aufgezeigten Maßnahmen stehen dem interessierten Koihalter verschiedene Stellrädchen zur Verfügung um den Zeitbedarf möglichst gering zu halten.
Rechtlicher Hinweis: Sie dürfen diese Liste gerne mit Quellenangabe zitieren.